Trier für Alle

Judengasse

Auch wenn die Reste der schweren Eisenketten im Torbogen zur Judengasse anderes vermuten lassen: Das jüdische Viertel Triers war kein Ghetto, in dem die Juden zwangsweise leben mussten. Vielmehr schlossen sich die Juden, die schon in römischer Zeit in Trier gelebt hatten, freiwillig in „ihrem“ Viertel zusammen, nicht nur, um nahe der jüdischen Synagoge und Mikwe zu leben und unter ihren Glaubensgenossen zu sein, sondern auch, weil dieser eng umkreiste Bereich am Sabbat zu einem so genannten „Eruv“ wurde, in dem das Trageverbot zum Teil ausgenommen war und der Sabbat dadurch erleichtert wurde.
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Die „Kleine Judenpforte“ zur Simeonstraße hin war eine von drei Judenpforten, die in das jüdische Viertel führten. Sie wurde um 1219 erbaut. Nur knapp 20 Jahre später datiert das Haus Judengasse 2, das damit das älteste erhaltene jüdische Wohnhaus in Deutschland ist. Die jüdische Gemeinde wuchs damals immer weiter an; knapp 100 Jahre später lebten unter dem liberalen Erzbischof Balduin von Luxemburg rund 300 Juden hier, die ihr Viertel in Richtung Westen erweiterten. Es existierten eine Männer- und eine Frauensynagoge, ein Gemeindehaus und eine Herberge für auswärtige Juden. Die friedliche Koexistenz fand 1349 ein jähes Ende: Wie in vielen anderen deutschen Städten wurden die Juden beschuldigt, die Brunnen vergiftet zu haben, um ihre christlichen Nachbarn mit der Pest zu infizieren. Viele Juden starben bei dieser Verfolgungswelle, die Überlebenden wurden 1418 endgültig aus der Stadt vertrieben. Erst knapp 200 Jahre später siedelten sich wieder jüdische Familien in Trier an, wohnten dann jedoch über die ganze Stadt verstreut.

Ein Muss für: Gassen-Genießer. Pforten-Durchschreiter. Kneipenbesucher und Hausentdecker.

Mittelalter: 70%
Jüdische Geschichte: 70%
Trinkfreuden: 30% (tagsüber), 70% (abends)


PSSSST! DER GEHEIMTIPP:
In der Zuckerbergstraße befindet sich heute eine Gedenkstele für die während der Reichspogromnacht 1938 geplünderte Synagoge, die erst 80 Jahre zuvor von der jüdischen Gemeinde errichtet worden war. 1944 wurde sie bei Bombenangriffen derart stark zerstört, dass sie 1956 abgerissen werden musste. Nur zwei Thorarollen überstanden den Krieg. Ein Trümmerstein des Gotteshauses diente 1956 als Grundstein der neuen Synagoge, die am 18. August 1957 eingeweiht wurde. Sie war nach der Koblenzer Synagoge erst der zweite Synagogenneubau nach dem Krieg. Ihr ausdrucksstarker, geometrisch gegliederter Bau befindet sich an der Kaiserstraße, ca. 5 Minuten vom Viehmarkt entfernt. 
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