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Trier für Alle

Jazz im Brunnenhof: Die fantastischen Vier des Jazz

25.07.2024
Die Lennart Allkemper Band kommt mit Jazzsängerin Melissa Muther am 8. August zu „Jazz im Brunnenhof“

Wer die wohlgeformten Textbausteine aus den Presse-Kits agenturverschickter Künstlerbiographien sorgsam durchliest, wird schnell den Eindruck bekommen, dass Pop und Jazz so etwas wie siamesische Zwillinge sind. Kaum ein Pop-Künstler, der zum Beweis seiner eigenen Ernsthaftigkeit die Jazz-Einflüsse unter den Tisch fallen lässt, kaum ein Jazz-Künstler, der nicht einen Ausflug ins Pop-Terrain anführt, um die Leichtfüßigkeit seines Spiels hervorzuheben. Doch bei Lennart Allkemper ist diese Verbindung so berechtigt wie selten. Am 8. August ist der vielfach ausgezeichnete Saxophonist bei Jazz im Brunnenhof zu Gast.

Lennart Allkemper zog bereits früh die Aufmerksamkeit auf sich – und suchte sich neue Herausforderungen. Mit gerade einmal 12 Jahren gewann der 1992 geborene Musiker beim Landeswettbewerb Jugend Jazzt NRW in der Solistenwertung den 1. Preis mit dem Altsaxophon. Er wechselte zum Tenorsaxophon und gewann 2007 und 2009 zwei weitere 1. Preise des Wettbewerbs. Er brillierte bei Jugend musiziert 2006 und 2007, wurde mit 15 Jahren festes Mitglied im Jugendjazzorchester NRW, und gewann mit ihm 2013 den WDR Jazzpreis. Zu diesem Zeitpunkt war er auch festes Mitglied des BuJazzO, dem offiziellen Jugendjazzorchester der Bundesrepublik Deutschland, mit dem er – wie sollte es anders sein – ebenfalls einen Preis abräumte, diesmal 2012 den Echo in der Kategorie Jazz.

All diese Erfolgte stiegen dem Ausnahmemusiker jedoch nicht zu Kopf, Stattdessen konzentrierte er sich nach dem Abitur auf sein Studium an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln, verbrachte zwischenzeitlich ein Semester am Conservatorium van Amsterdam und nahm an zahlreichen Workshops und Masterclasses in ganz Europa teil, darunter mit Vollstipendien am Generations Workshop des Schweizer Jazzfestivals Frauenfeld und am Keep an Eye Summer Jazz Workshop in Amsterdam. Dass all diese Erfolge ihn auf Tourneen verschiedenster Jazz-Formationen um die Welt führten, von Kanada bis Guinea Bissau, ist unter diesen Vorzeichen nichts Außergewöhnliches. Dass er bei zahlreichen Jazzfestivals auftrat und in Kontakt mit anderen Jazz-Größen kam, ebenfalls. Außergewöhnlicher ist da schon sein Sprung auf die großen Bühnen der Popmusik. Im Jahr 2022 tourte er mit den Fantastischen Vier anlässlich ihres 30-jährigen Jubiläums durch die Stadien, spielte mit Newcomer Nina Chuba bei der 1Live Krone Verleihung und gastiert regelmäßig bei TV-Produktionen wie TV Total oder dem ZDF Magazin Royal.

In der Lennart Allkemper Band ist er auch als Komponist aktiv: Dort setzt er seinen unverwechselbaren Stil aus Modern Jazz mit reichhaltiger Melodik und sensibler Tonführung in unverwechselbaren Musikarrangements um. Dabei spielt Lennart Allkemper neben dem Tenorsaxophon auch eine ganze Reihe weiterer Instrumente wie Sopran-, Alt- und Baritonsaxophon, Klarinette, Bassklarinette, Flöte, Altflöte und EWI. Wie viele er hiervon nach Trier mitbringen wird, bleibt jedoch eine Überraschung.

Das Konzert beginnt um 20:00 Uhr (Einlass 19:00 Uhr). Tickets sind ab sofort in der Tourist-Information an der Porta Nigra, unter www.ticket-regional.de und an allen Ticket Regional-Vorverkaufsstellen erhältlich. Die Tickets berechtigen zur kostenlosen Nutzung von Bus und Bahn im VRT-Gebiet zum Konzert und zurück. Studis haben dank des DiMiDo-Kultursemestertickets ab 20 Minuten vor Beginn freien Eintritt. Bei ausverkauften Veranstaltungen entfällt dieser Anspruch.


Extra:
Alle weiteren Konzerte der Reihe im Überblick


15. August, 20:00 Uhr: Cyrille Aimée
Die Karriere von Cyrille Aimée ging früh mit Preisen und Auszeichnungen daher – begonnen hat sie jedoch in frühester Jugend. Als Teenagerin kletterte sie nachts aus dem Schlafzimmerfenster ihres Elternhauses in Samois-sur-Seine, um sich unter die Musiker des jährlich dort stattfindenden Django-Reinhardt-Festivals zu mischen. Diese Besuche entfachten in ihr die große Leidenschaft für den Jazz manouche, den sie mit den Ingredienzien ihrer Familiengeschichte anreicherte: mit den afrokaribischen Rhythmen der Bachata und des Merengue aus der Heimat ihrer Mutter, der Dominikanischen Republik.
Bis zu ihrem 20. Lebensjahr hatte sie bereits auf vier verschiedenen Kontinenten gelebt, unter anderem in New York, wo sie tagsüber studierte, nachts jedoch als Sängerin in den Jazzclubs von Manhattan auftrat. Ihre schwer zu beschreibende, zugleich glockenhell zu lachen scheinende und tiefgründig erzählende, spontan ihren Weg findende und doch den Rhythmus lenkende Stimme brachte ihr schnell den Ruf ein, eine furchtlose, witzige Improvisatorin und zugleich eine warmherzige Interpretin zu sein. Auf ihrem neuesten Album „A Fleur de Peau“ verbindet Cyrille die Tiefe und Raffinesse des Jazz mit der Direktheit des Pop und den unwiderstehlichen Tanzrhythmen der Karibik – eine Mischung, die sie auch in den Brunnenhof mitbringen wird.

22. August, 20:00 Uhr: Regionalabend
Nils Thoma Constellation (NTC) und Veda Bartringer Quartet
Für Veda Bartringer, die mit acht Jahren anfing, Klavier zu lernen, mit 16 Unterricht in klassischem Gesang belegte und schließlich am Conservatoire Royal de Bruxelles Jazzgitarre studierte, soll auf der Bühne alles Ablenkende vermieden werden: keine Special Effects, keine Nebelmaschine, keine Projektoren mit lautem Ventilatorengeräusch. Was zählt, ist allein die auf klassischen Modern Jazz-Kompositionen aufgebaute Rhythmik und Melodik, die ihre Inspiration zum Teil auch aus brasilianischer und indischer Musik schöpft. Zugleich versucht die Komponistin mit ihren Bandkollegen Julien Cuvelier (Saxophon), Boris Schmidt (Kontrabass) and Maxime Magotteaux (Drums), in den Kompositionen ihre Eindrücke von der Natur zu vertonen. Bei ihrem Auftritt im Brunnenhof wird jedoch schon ihr 2. Album mit von der Partie sein, das Lust auf Abenteuer jenseits der hiesigen Flora und Fauna macht. Sein Titel: „Deep Space Adventure“.

Ebenfalls am Regionalabend auftreten wird die „Nils Thoma Constellation“ rund um den Trierer Jazz-Club-Chef Nils Thoma, deren Eigenkompositionen die so genannte E-Musik mit dem norwegisch-nordischen Folk in einer jazzigen Stilistik verbinden. Mit dabei sind mit Benedikt Schweigstill ein auch Akkordeon spielender Pianist, mit Frederik Noll ein das Flügelhorn bedienender Schlagzeuger und mit Nils Thoma selbst ein Saxophonist, der sich nicht scheut, auch die Blockflöte in die Hand zu nehmen. Darüber hinaus bilden Charlotte Wonnebauer am Violoncello und Stefan Zawar-Schlegel am Kontrabass feste Impulsgeber der Stücke, die trotz der selten gehörten Klangkombinationen vertraut klingen, weil der improvisierende Jazz auf die im westlichen Kollektivgedächtnis fest verankerte „klassische“ Musik trifft.