Paula Kolz (l.) im Gespräch mit Markus Nöhl (m.) und Jan Glockauer (r.) - © Trier Tourismus und Marketing GmbH
Trier für Alle

Tourismustag 2023: Das Weltkulturerbe als Begegnungsort

13.11.2023
Der 2. Trierer Tourismustag

Im Zentrum des 2. Trierer Tourismustages, der am 7.11.2023 in der Industrie- und Handelskammer Trier (IHK) stattfand, standen die gemeinsamen Erzählungen, die von Akteuren aus Kultur und Tourismus rund um das UNESCO-Weltkulturerbe in Trier geschaffen werden, um damit sowohl Gäste als auch Einheimische immer wieder neu zu begeistern.

Erneut durch eine Kooperation zwischen der IHK und der Trier Tourismus und Marketing GmbH (TTM) umgesetzt, brachte der Tag über 100 Teilnehmende aus Trier, der Region und dem benachbarten Umland zusammen. Im Fokus des Tages stand ein Austausch über die nachhaltige Stärkung der engen Verzahnung von Kultur und Tourismus. Besonderer Schwerpunkt waren dabei die kulturelle und touristische Rolle des UNESCO-Welterbes in Trier und die damit verbundenen Fragen nach seiner Einbettung in die touristische Servicekette, Möglichkeiten künftiger Veranstaltungsformate im Kontext der Baudenkmäler, aber auch den Grenzen kultureller Inszenierung.

Im Umgang mit dem Welterbe, so waren sich die Teilnehmenden einig, sollen weiterhin nicht nur Gäste in Trier, sondern zentral auch Einheimische adressiert werden. „Kultur beschreibt die Attraktivität einer Region und ist ihr Lebenselixier,“ eröffnete Dr. Jan Glockauer, Hauptgeschäftsführer der IHK Trier, den Tag. „Deshalb braucht es ein breites Angebot und die Evaluation dessen, was noch fehlt.“ Das breite Spektrum Trierer Kulturveranstaltungen, darunter Porta3, das Mosel Musikfestival und die BrunnenHofkonzerte, spiegelten die Vielfalt der Stadt wider und sprächen Bewohner*innen ebenso an wie die touristischen Gäste. Zentral trage auch das Welterbe zur Strahlkraft Triers bei. „Das Welterbe und die reichhaltige Kulturlandschaft,“ so machte Kultur- und Tourismusdezernent Markus Nöhl zu Anfang deutlich, „begründen die Strahlkraft unserer Region in die Welt – aus diesem Grund kommen Menschen nach Trier.“

Kultur soll ein Erlebnis sein

Erlebnisse standen im Vordergrund des initialen Vortrags ‚Kultur und Tourismus – Eine fruchtbare Beziehung‘ von Prof. Georg Steiner (bis März 2023 Geschäftsführer der Linz Tourismus und Marketing GmbH, jetzt freier Autor und Berater). Anhand eigener Beobachtungen aus Trier und Erfahrungen aus Linz verdeutlichte Steiner, dass touristisches Erleben erst durch Erzählungen möglich gemacht wird. Während Trier aus einem schier überwältigenden Schatz an kulturellem Erbe schöpfe, sei die primäre Aufgabe inmitten dieses Reichtums, „zu zeigen, was die Menschen erleben können. Dafür muss man neue Erzählungen schaffen.“ Erst so könne die Stadt ihr transformatives Potenzial entfalten und aus alten Schemata ausbrechen. Positiv hob Steiner in dieser Hinsicht den neuen Trierer VR-Rundgang ‚Treverer Code‘ hervor, der es Gästen und Ortsansässigen gleichermaßen erlaubt, die Stadt und ihre Kulturgeschichte neu zu erleben. Maßnahmen wie diese, die in den nächsten Jahren verstärkt an Relevanz gewinnen werden, würden es künftig ermöglichen, den althergebrachten ‚Kulturtourismus‘ mit einer ‚Tourismuskultur‘ zu ersetzen, die eine engere Zusammenführung beider Partner befördern könne.

Tourismus für alle

Den aktuellen Stand zur Umsetzung des Tourismus- und Hotelkonzepts Trier 2030+ stellte TTM-Geschäftsführer Norbert Käthler vor. Positiv unterstrich er, dass sich der Trierer Tourismus zahlenmäßig seit dem Pandemiebeginn gut erholt habe. Mit Hinweis auf die konzeptuellen Leitmotive ‚Vergrößern, Verjüngen, Verbessern,‘ beleuchtete Käthler die neuen Veranstaltungen dieses Jahres, unter denen insbesondere das ‚BrückenGlück‘, die ‚Illuminale‘ und das ‚Fringe Festival‘ von einem jungen und vielfältigen Publikum positiv aufgenommen wurden. Alle drei Veranstaltungen seien Markierungen dafür, dass der Trierer Tourismus „für alle gemacht ist.“ Dies spiegele sich auch in den Projekten der kommenden Jahre wider, darunter die Landessausstellung zu Marc Aurel 2025, das 40-jährige Jubiläum zur Ernennung der Trierer Römerbauten, dem Dom und der Liebfrauenkirche zum Welterbe (2026) und die Etablierung des Höhenradwegs, der als neues Radwegkonzept insbesondere E-Bike Nutzer*innen ansprechen soll.

Vernetzung und Zusammenarbeit stärken

In zwei Workshops konnten die Teilnehmenden aktiv ins Gespräch kommen. Während der erste Workshop ‚Welterbe und Geschichte‘ unter anderem eine Verbesserung der Entree-Situationen rund um Hauptbahnhof oder Porta Nigra anmahnte und neue Vernetzungsmöglichkeiten zwischen den Weltkulturerbestätten anregte, widmete sich der zweite Workshop dem Themenbereich ‚Kultur und Event‘ und damit explizit der Verzahnung von Kultur und Tourismus. Neben künftigen Möglichkeiten, das Weltkulturerbe als Kontext für neue Veranstaltungsformate zu nutzen, darunter auch regelmäßige Kleinformate, wie etwa kurze Orgelkonzerte zu festen Uhrzeiten, wurde dort auch diskutiert, wie die Vernetzung von Kultur- und Tourismusakteuren in Stadt und Region nachhaltig gestärkt werden kann.

Begegnungsräume schaffen, Ausgleich erwirken

Der 2. Trier Tourismustag schloss mit einer Podiumsdiskussion zum Thema ‚Potenziale, Projekte und Perspektiven bei der touristischen Vermarktung von Welterbe und Kultur‘. Moderiert von Thomas Roth (Chefredakteur, Trierischer Volksfreund), beteiligten sich am Gespräch Dr. Heike Otto (Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz), Dr. Sebastian Reddeker (CEO Luxembourg for Tourism), Prof. Georg Steiner (s.o.), Andrea Weber (Vizepräsidentin IHK Trier, Hotel Deutscher Hof GmbH) und Oliver Thomé (Geschäftsführer Popp Concerts).

Fokus der Diskussion waren künftige Möglichkeiten, das Weltkulturerbe noch zentraler in den Tourismus und das städtische Leben einzubinden. Es bestand Konsens darüber, dass punktuelle Großveranstaltungen kein ‚Allheilmittel‘ für die touristischen Probleme einer Stadt sein dürften. Dahingehend bemerkte Dr. Heike Otto: „Es ist wichtig, ein gutes Verhältnis zwischen größeren und kleineren Veranstaltungen vor den Weltkulturerbestätten zu erwirken. Dabei ist zentral, die besondere Aura der Orte zu erhalten.“ Von der besonderen Aura Triers, so war sich die Runde einig, sollten dabei nicht nur Gäste, sondern immer auch Einheimische profitieren. Letztlich ginge es im zeitgenössischen Tourismus darum, so Redekker, „Touristen die Möglichkeiten zu geben, sich kurzzeitig zu wünschen, am besuchten Ort zu wohnen.“ Um das zu schaffen, müssten zunächst „neue Begegnungsräume“ für alle geschaffen werden. Allerdings, so Andrea Weber, sei es immer „eine Gratwanderung zwischen einem Overtourism, den niemand möchte, und einer gewissen Auslastung, um die Wirtschaftlichkeit zu erhalten. Eine Frage zum Beispiel wäre, wie wir die Besucherströme über zwölf Monate glätten können.“ Der 2. Trierer Tourismustag endete mit einem gemeinsamen Ausblick in die Zukunft und, so Oliver Thomé, einer Perspektive auf die vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten von Stadt und Region: „Wir sollten uns nicht auf dem ausruhen, was wir schon kennen. Ich hoffe, dass wir in zehn Jahren stolz auf eine Veranstaltungsreihe sein werden, die wir heute noch gar nicht kennen.“


Extra:
Stimmen zum 2. Trierer Tourismustag

Claudia Schwarz (UNESCO Welterbestätten e. V.)
Trier spielt eine wichtige Rolle in unserem Verein der deutschen UNESCO Welterbestätten. Das Thema des Tourismustages bestätigt auch die Bedeutung für die Stadt und Region. Das Miteinander der verschiedenen Akteure und der Austausch waren spannend und inspirierend.

Julie Scheuermann (Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz)
Wir freuen uns über die große Begeisterung für die Landesausstellung 2025 bereits zwei Jahre zuvor und über die Möglichkeit, bereits jetzt neugierig auf die Ausstellung zu machen.

Andrea Riesbeck (Dom Information)
Für mich war der Tourismustag ein wunderbares Forum: Ich habe eine Menge Denkanstöße und viel Ermutigung zum Ausprobieren neuer Wege bei der Vermittlung des Welterbes erhalten, neue Kontakte geknüpft und mich mit Kooperationspartnern und -partnerinnen ausgetauscht. Der Mix aus Vortrag, Podiumsgespräch, Austausch in den Workshops und der Möglichkeit zum persönlichen Gespräch war sehr gelungen. Der Trierer Tourismustag ist eine ideale Plattform zur wichtigen lokalen und regionalen Vernetzung in Kultur und Tourismus. Ich freue mich auf den Termin im nächsten Jahr!

Dr. Viola Skiba (Stadtmuseum Simeonstift)
Das Format des Trierer Tourismustages fand ich als Neu-Triererin richtig super. Es ist spannend, Ideen miteinbringen zu können, wie die Weltkulturerbestadt noch besser werden kann.

Thomas Kalff (Mosellandtouristik GmbH)
Ich fand es gut, dass das Format des ersten Trierer Tourismustages fortgesetzt wird. Die Veranstaltung ist ein wichtiger Austausch der Tourismusakteure und der Kulturschaffenden, auch über die Stadtgrenzen Triers hinaus und der Vernetzung des Umlands. Durch die Workshops wurde die Möglichkeit gegeben, sich in sehr kurzer Zeit mit vielen der Akteure aus Stadt und Region auszutauschen. Die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit zahlen nicht nur auf das Tourismuskonzept der Stadt, sondern auch auf die kulturtouristische Entwicklung der gesamten Region ein.