Trier für Alle

Palastgarten

Auf den ersten Blick erscheint das Vorhaben des Palastgartens verrückt: Wer möchte schon freiwillig älter sein, als er ist? Doch die Parkanlage, die erst in den 1930er Jahren angelegt wurde, imitiert mit Freuden die französischen Gartenanlagen des 18. Jahrhunderts. Stil ist eben stärker als Alter, und wer nicht nur seinen Namen vom Kurfürstlichen Palais erhalten hat, sondern auch gut zu ihm passen möchte, sollte die barocke Formensprache perfekt beherrschen.
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Das gelingt dem Palastgarten im seinem vorderen Teil vortrefflich – auch deshalb, weil ihm einige Entwürfe des bedeutenden Rokoko-Bildhauers Ferdinand Tietz zurückgegeben wurden. 1940 fand man beispielsweise dessen Spiegelbrunnen wieder, der 1761 erstmals in den Quellen erwähnt worden war, und stellte das filigrane Wasserspiel, das durch seine Rotation eine Art Tulpenkelch erzeugt, wieder auf. Auch Tietz’ Skulpturen mythologischer Gestalten und Herrscherpersönlichkeiten grüßen heute als Kopien die Parkbesucher (die Originale befinden sich im Stadtmuseum Simeonstift). Der Gartenteil an den Kaiserthermen ist heute vor allem beliebtes Ausflugsziel für Sonnenanbeter, Ballspieler, Balancierkünstler und Grillmeister. Ja, vermutlich kann der Palastgarten sein Alter im vorderen Teil deshalb zu seinen Ungunsten definieren, weil er um das bunte Treiben in seinem hinteren Teil weiß. Hier tobt das Leben, und wer sich unter die Menschen, Bäume, Enten und Gänse mischt, die dieses Areal in friedlicher Koexistenz bevölkern, fühlt sich wieder jung. 

Ein Muss für: Grün-Genießer. Ausruher und Pausierer. Landschaftsarchitekten, Barock-Begeisterte und Wasserspiel-Liebhaber.

Wasser: 30%
Barock: 60% 
Grün: 70%


PSSSST! DER GEHEIMTIPP:

Im hinteren Teil des Palastgartens hat sich in der mittelalterlichen Stadtmauer das Relief eines ganz besonderen Trierers versteckt: Franz Weißebach. Sein Schmunzeln verrät bereits, dass Weißebach, der Ur-Urgroßonkel Günther Jauchs, ebenso wie sein Nachfahre ein humorvoller Zeitgenosse war. Der 1925 verstorbene Weißebach vermachte einen Teil seines Vermögens testamentarisch der Stadt, allerdings mit der Verfügung, es zum Bau eines Krematoriums auf dem städtischen Friedhof einzusetzen – wohl wissend, dass dies im tief katholischen Trier undenkbar war. Dem unglücklichen Stadtrat bot Weißebach einen Ausweg aus dem Dilemma: Sollte er fünf Jahre lang das Krematorium in einer jeweils eigens zu führenden Debatte ablehnen, dürfte man das Geld zur Anlage eines Volksgartens beim Kurfürstlichen Palais einsetzen. So konnte nach fünfjähriger „Krematoriumsdebatte“ der heutige Palastgarten in den 1930er Jahren angelegt werden.
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