Trier für Alle

Park Nells Ländchen

Wer im 18. Jahrhundert einen öffentlichkeitswirksamen Garten anlegen wollte, hatte die Auswahl zwischen zwei Extremen: zwischen der französischen Variante, in der die Natur gestutzt, gebändigt, gegliedert und in geometrische Formen gebracht wurde, und zwischen der englischen Variante, in der der Besucher durch den Garten wie durch ein Gemälde lustwandeln und sich so fühlen sollte, als hätte die Natur die Landschaft von ganz alleine so gestaltet.
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Johann Nikolaus Nell, Kanonikus am Stift St. Paulin, war Fan des letzteren. 1792/93 kaufte er nördlich der Stadt ein 95.000 Quadratmeter großes Gelände und legte dort in vielen Jahren harter Arbeit einen Garten an, der nach der Fertigstellung 1801 angeblich sogar Napoleon höchstpersönlich entzückte. Vor lauter Begeisterung soll er dem Trierer Landschaftsgärtner Jakob Gotthard, der Nells Pläne tatkräftig in die Praxis umgesetzt hatte, sogar ein französisches Tafelservice zugeschickt haben.
Heute ist „Nells Ländchen“ die größte öffentliche Grünanlage in Trier, in der sich gewundene Wege vorbei an mächtigen Bäumen, Rhododendron-Büschen, einem Weiher und einem Rosengarten mit rund 400 Sorten schlängeln. An dessen Abschluss findet sich das 1861 erbaute Herrenhaus, das heute ein Hotel beherbergt. Ein Obelisk erinnert noch heute an den Gründer des Parks.

Ein Muss für: Engländer. Naturverbundene. Entenfütterer. Rosenfreunde und Romantiker.

Grüne Oase: 70%
Sumpf: 90% (vor Anlage des Parks), 0 % (heute)
Idylle: 70%


PSSSST! DER GEHEIMTIPP:
Gartenbauer Nell wollte der Trierer Bevölkerung nicht nur etwas für’s Auge, sondern auch für den Magen liefern. Deshalb ließ er einen Nutzgarten im Ländchen anlegen und erlaubte dem dort Hand anlegenden Gärtner, Obst und Gemüse an die Bevölkerung zu verkaufen. Den ehemaligen Nutzcharakter sieht man heute zum Teil immer noch: Bis 1918 war beispielsweise noch die Gutsschrotmühle in Gebrauch, die sich etwas versteckt hinter Bäumen am Weiher befindet. Und auch der Gutsstall ist heute noch erhalten, eine dreiteilige Anlage an der Nordseite des Parks (Dasbachstraße), die auf jeden Fall einen Abstecher wert ist. Immerhin erhielt diese eine besondere Ehre: Aus dem Abbruchmaterial des Stifts St. Paulin wurden im Stallgebäude zwei Kirchenfenster und ein gotisches Portal als romantisches Parkmotiv verbaut.
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